Fantasy - Weiße Weihnachten mit Fantasy

Ein schlimmes, aber trotzdem gutes Album - ich bin wirklich hin- und hergerissen zwischen einer Zwei-Sterne-Wertung oder deren sechs Sternen, am Ende werden es fünf. Es ist so trashig, dass es im Ganzen abstoßend stark ist und man nicht mehr weiß, was eigentlich Sache ist: So wie wenn man zu viel Sekt oder Glühwein gebechert hat.

Wenn du mit deinem 15 Jahre alten Ford Mondeo - Stufenheck natürlich - an einem winterlichen Donnerstagabend durch Walldürn-Nord/Heide rollst oder durch ähnliche Orte, der Winterreifen sich durch den Schnee beißt und du allerlei kitschige Beleuchtungen siehst und vor dem geistigen Auge Christina in ihrer Rotkäppchen-Weihnachtsfrauen-Robe auf dem Gehweg deinem Mondeo entgegen tänzeln, dann ist das der perfekte Sound. Dieser zuckersüße, volkstümliche Sound lädt einfach zum Mitwippen ein, aber wirklich weihnachtlich ist er selten; na ja, Karl-Heinz und Verena wollen halt auch befriedigt werden - und technisch ist das ja dank Felix Gauder weiß Gott nicht schlecht.

Ich befürchte, dass das durch die dicken Ford-Boxen so richtig satt klingt. Man stampft mit und lacht sich einen ab, ehe man samstagabends bei Carmen Nebel die beiden Fantasy-Barden namens Freddi und Martin mit weißen Anzügen durch die Winterkulissen rennen und die einzelnen Lieder inklusive Beiträgen für polnische und jugoslawische Schlagerfreunde playbacken sieht.

Mein Gefühl sagt mir, dass ich das ganz schlimm finden und bewerten muss, aber ich kann nicht anders und vergebe fünf Sterne mit herzlichem Gruß an alle Mondeo-Fahrer, die gerne Krawatten und Sakkos tragen und Spaß am Leben haben wollen.

Ich habe gerade einen Narren an diesem Album gefressen; ich glaube, ich kaufe mir das und fahre dann abends mit dem Wagen herum, um mich dabei selbst aufs Korn zu nehmen. Das erdrückt einen ja fast in diesem Kitsch.
Zuletzt editiert: 20.11.2020 23:28